Am 23. Mai 2023 wurde die neue EU-Produktsicherheitsverordnung (General Product Safety Regulation – GPSR) im Amtsblatt der EU veröffentlicht. Diese Verordnung ersetzt die bisherige Produktsicherheitsrichtlinie 2001/95/EG und bringt zahlreiche Änderungen für Hersteller, Importeure und Händler von Verbraucherprodukten mit sich. In diesem Beitrag erklären wir, was die GPSR bedeutet, welche Neuerungen sie mit sich bringt und wie Unternehmen sich darauf vorbereiten können.


1. Ziel und Hintergrund der GPSR

Die GPSR hat das Ziel, die Produktsicherheit in der Europäischen Union zu verbessern. Mit der zunehmenden Digitalisierung und dem Wachstum des Online-Handels sind neue Herausforderungen entstanden, die die bisherigen Richtlinien nicht mehr vollständig abdecken konnten. Die Verordnung berücksichtigt diese Entwicklungen und sorgt dafür, dass Verbraucher in der EU sicherere Produkte kaufen können.

Warum wurde die GPSR eingeführt?

  • Anpassung an den digitalen Markt: Immer mehr Produkte, insbesondere vernetzte Geräte, sind online erhältlich.
  • Sicherstellung des Verbraucherschutzes: Neue Technologien wie KI erfordern aktualisierte Sicherheitsstandards.
  • Verbesserung der Rückverfolgbarkeit: Verbraucher und Behörden sollen schneller herausfinden können, woher ein Produkt stammt und ob es sicher ist.

2. Wichtige Änderungen durch die GPSR

Die neue Verordnung bringt zahlreiche Änderungen mit sich, die Unternehmen in der gesamten Lieferkette betreffen. Hier sind die wichtigsten Neuerungen:

a) Erweiterte Sicherheitsanforderungen für digitale Produkte

Die GPSR legt besonderen Wert auf die Sicherheit von vernetzten Produkten, wie z. B. Smarthome-Geräten oder Wearables. Hersteller müssen sicherstellen, dass:

  • Sicherheitsupdates bereitgestellt werden, um Cyberrisiken zu minimieren.
  • Produkte so entwickelt werden, dass sie keine Risiken für Verbraucher darstellen – auch nicht durch Softwarefehler oder Sicherheitslücken.

b) Neue Pflichten für Online-Marktplätze

Die Verordnung stärkt die Verantwortung von Online-Plattformen. Diese müssen sicherstellen, dass:

  • Nur Produkte gelistet werden, die den EU-Sicherheitsanforderungen entsprechen.
  • Verbraucher klar informiert werden, wer der Hersteller oder Importeur eines Produkts ist.
  • Rückrufaktionen schnell und effizient umgesetzt werden.

c) Verbesserung der Rückverfolgbarkeit

Unternehmen müssen dafür sorgen, dass jedes Produkt entlang der Lieferkette nachverfolgbar ist. Dies beinhaltet:

  • Klare Kennzeichnungen und Produktinformationen.
  • Die Speicherung relevanter Daten über Hersteller, Importeure und Händler für mindestens 10 Jahre.

d) Strengere Regelungen für Rückrufe

Die GPSR legt fest, wie Rückrufaktionen organisiert und kommuniziert werden müssen. Verbraucher müssen einfacher erkennen können, ob ein Produkt unsicher ist, und Anweisungen erhalten, wie sie es zurückgeben oder austauschen können.


3. Auswirkungen auf Unternehmen

Die neue Verordnung betrifft alle Akteure entlang der Lieferkette – von Herstellern über Importeure bis hin zu Händlern und Online-Plattformen.

a) Anforderungen an Hersteller

  • Hersteller müssen sicherstellen, dass ihre Produkte den neuen Sicherheitsstandards entsprechen.
  • Es müssen Sicherheitsanalysen durchgeführt und potenzielle Risiken berücksichtigt werden – sowohl physische Gefahren als auch digitale Bedrohungen wie Cyberangriffe.
  • Alle Produkte müssen klar gekennzeichnet sein, einschließlich Name und Adresse des Herstellers.

b) Anforderungen an Importeure

Importeure sind dafür verantwortlich, dass Produkte aus Nicht-EU-Ländern den EU-Sicherheitsstandards entsprechen. Sie müssen:

  • Technische Dokumentationen prüfen und bereitstellen.
  • Sicherstellen, dass Sicherheitsinformationen in der Landessprache verfügbar sind.

c) Anforderungen an Händler

Händler müssen sicherstellen, dass die von ihnen verkauften Produkte keine Gefahr darstellen. Dies umfasst:

  • Die Kontrolle von Produktkennzeichnungen und Sicherheitsinformationen.
  • Die Einhaltung der Rückverfolgbarkeitsanforderungen.

d) Verantwortung von Online-Marktplätzen

Online-Plattformen wie Amazon oder eBay sind stärker in die Pflicht genommen. Sie müssen dafür sorgen, dass Verbraucher einfach erkennen können, ob ein Produkt sicher ist und von wem es angeboten wird.


4. Vorteile für Verbraucher

Die GPSR stärkt den Verbraucherschutz in der EU auf mehreren Ebenen:

  • Höhere Produktsicherheit: Durch strengere Kontrollen und erweiterte Anforderungen werden unsichere Produkte seltener auf den Markt gelangen.
  • Transparenz: Verbraucher können leichter nachvollziehen, wer hinter einem Produkt steht.
  • Bessere Rückrufe: Im Falle eines gefährlichen Produkts können Verbraucher schneller informiert und Rückrufaktionen effizienter durchgeführt werden.

5. Übergangsfristen und Umsetzung

Die GPSR ist seit dem 23. Mai 2023 offiziell in Kraft. Unternehmen haben jedoch Zeit, sich auf die neuen Anforderungen einzustellen. Die Verordnung gilt ab dem 13. Dezember 2024 verbindlich für alle Produkte auf dem EU-Markt.


6. Schritte zur Vorbereitung für Unternehmen

Unternehmen sollten jetzt aktiv werden, um die Anforderungen der GPSR zu erfüllen. Hier sind einige praktische Tipps:

  1. Produkte überprüfen: Stellen Sie sicher, dass alle Produkte den neuen Sicherheitsanforderungen entsprechen.
  2. Technische Dokumentation anpassen: Sorgen Sie dafür, dass alle notwendigen Informationen klar und vollständig vorliegen.
  3. Lieferkette analysieren: Arbeiten Sie eng mit Herstellern, Importeuren und Händlern zusammen, um die Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten.
  4. Schulungen durchführen: Informieren Sie Ihre Mitarbeiter über die neuen Anforderungen und wie sie umgesetzt werden können.
  5. Digitale Sicherheitsvorkehrungen treffen: Für vernetzte Produkte müssen Cybersecurity-Maßnahmen implementiert werden.

7. Fazit: Ein wichtiger Schritt für die Produktsicherheit

Die neue Produktsicherheitsverordnung (GPSR) stellt eine bedeutende Weiterentwicklung des Verbraucherschutzes in der EU dar. Sie trägt dazu bei, dass Produkte sicherer werden, Rückrufe effizienter durchgeführt werden und Verbraucher besser informiert sind.

Für Unternehmen bedeutet die GPSR jedoch auch eine Herausforderung. Die Einhaltung der neuen Anforderungen erfordert sorgfältige Planung und Anpassung interner Prozesse. Doch mit einer frühzeitigen Vorbereitung können Unternehmen nicht nur rechtliche Risiken minimieren, sondern auch das Vertrauen ihrer Kunden stärken.

Bleiben Sie informiert: Besuchen Sie unsere Schulungen und Informationsveranstaltungen, um bestens auf die GPSR vorbereitet zu sein.

 

Links:

Produktsicherheitsverordnung

Durchführungsverordung zur Produktsicherheitsverordnung